Die Auswahl der passenden Musik für die jeweiligen Tänze ist eine große Herausforderung. Es gilt auf der einen Seite die „Tanzklassiker“ die aus gutem Grund seit Jahrzehnten auf Bällen gespielt werden zu kultivieren und auf der anderen Seite auch aktuelle Titel, die beim jüngeren Publikum sehr beliebt sind zu berücksichtigen – falls sie sich für den jeweiligen Tanz eignen.
In diesem Kapitel widme ich mich ausschließlich den fünf Standardtänzen:
Er ist der langsamste aller Standardtänze und ist normalerweise im 3/4 Takt mit ca. 84-90 BPM (Beats per minute). Die Band spielt einen gleichmässigen, ruhigen Groove, das Schlagzeug betont die 3 im Takt etwas, was den Tänzern und der Musik einen kleinen Impuls gibt.
Die Repertoirefindung ist etwas schwieriger als bei anderen Tänzen, wenn man bedenkt dass der „echte“ langsame 3er Takt in der Popularmusik des 20. Jahrhunderts nicht allzu häufig vorkommt – vor allem nicht im vorher genannten benötigten Tempo.
Bekannte Songs im 3/4 Takt sind:
Light Up My Life oder Natural Woman, wir haben auch den Peter Gabriel Klassiker Don’t Give Up mit einigen kleinen musikalischen Kniffen zu einem wunderschön tanzbaren langsamen Walzer umarrangiert.
Weiters gibt es auch Lieder im 6/8 Takt, die Betonung im Schlagzeug liegt hier jedoch bei der „1“ und der „4“ was eine leicht andere Charakteristik zur Folge hat. Da jedoch der 3/4 Takt für die Tänzer angenehmer zu tanzen ist, haben wir nur einen Song in dieser Taktart im Programm, nämlich If You Don’t Know Me By Now. Dieser ist dafür umso schöner und ein langjähriger Publikumsfavorit bei unserem Ballpublikum und auf Youtube!
In letzter Zeit gewinnt der Tango immer mehr an Beliebtheit. Wenn ich an die leeren Tanzflächen bei den Tango-Songs in den 90er Jahren zurück denke, so kann ich heute von üblicherweise eher vielen Tango-Tänzern auf dem Parkett bei unseren Bällen berichten.
Der klassische Tango ist im 2/4 Takt, in den Noten wird auch oft ein 4/4 Takt notiert, bei ca. 126-132 BPM. Nicht zu verwechseln ist der „domestizierte“ Ballroom-Tango, mit dem „ursprünglicheren“ Tango Argentino. Auch wenn er nicht zu den Standardtänzen gehört ist der Tango Argentino (wie der Name schon andeutet) musikalisch der argentinischen Tangomusik sehr nahe – denken wir an bekannte Komponisten wie Astor Piazolla oder Carlos Gardel mit seinem „Por Una Cabeza“.
Die einfach, hart und präzise gespielte Snaredrum auf den Achtelnoten (2/4 Takt) bzw. Viertelnoten (4/4 Takt) mit dem Akzent auf die 4+ ist sehr charakteristisch für den Tango. Lange, melodiöse und gesangliche Phrasen wechseln sich mit starken Synkopierungen in der Begleitung ab. Genau diese Synkopierung kann man auch bei den professionellen Ballroom-Tänzern eindrucksvoll beobachten.
Musikalisch greift man gerne auf Klassiker wie El Choclo, Jealousy oder La Cumparsita zurück. Im Stammrepertoire moderner Bands und Tanz-DJs hat sich auch Toxic, ein Hit aus dem Jahr 2004 von Britney Spears etabliert. In unserem Repertoire befindet sich auch eine von mir eigens arrangierte Tango-Fassung von Eurythmics Sweet Dreams.
In Österreich ist der klassische Wiener Walzer mit seinem schnellen 3/4 Takt (172-180 BPM) aus einem Ballabend gar nicht wegzudenken. Natürlich versucht man als Band klassische Stücke von Johann Strauss zu adaptieren, ohne deren Charakter zu stark zu verfälschen – was angesichts der Unterschiede in der Besetzung von einer Band zu einem Orchester eine sehr schwere aber reizvolle Aufgabe ist.
Die Dauer des durchschnittlichen Strauss-Walzers ist jedoch meistens für Tänzer auf einem Ball viel zu lange – kaum jemand kann länger als 4 Minuten einen Walzer tanzen ohne konditionelle Probleme zu bekommen. Es gibt bei manchen Kompositionen auch recht lange Einleitungen in anderen Taktarten, denken wir nur zum Beispiel an den Kaiserwalzer von Johann Strauss.
Natürlich müsste ich als klassisch ausgebildeter Komponist sagen: „man verändert oder kürzt klassische Werke nicht!“. In diesem Fall steht aber das Publikum an erster Stelle und schweren Herzens habe ich unsere klassischen Walzer auf eine Maximallänge von ca. 4 Minuten gekürzt.
Ebenfalls gut geeignet sind auch Pop-Walzer im 6/8 Takt, wie beispielsweise Perfect von Ed Sheeran oder A Thousand Years welche die nötige Frische und Modernität in einen Ballabend mit A-live bringen.
Er ist der schnellste aller Standardtänze mit 200 BPM, der in der Tanzschule genannte „Foxtrott“ ist mit ca. 180 BPM etwas langsamer, von der Musik und von den Tanzschritten jedoch im Grunde ident. Nicht zu verwechseln mit dem im englischsprachigen Raum „Foxtrot“ genannten Tanz, der bei uns als „Slow Fox“ tituliert wird!
Das Repertoire besteht aus den vielen Big Band Swing-Klassikern wie beispielsweise Puttin On The Ritz oder Let’s Face The Music And Dance. Wunderbar funktionieren jedoch auch Motown-Songs wie Can’t Hurry Love von Phil Collins oder Valerie von Amy Winehouse.
Der Slow Fox ist musikalisch mit dem Quickstep verwandt, ist jedoch deutlich langsamer mit ca. 116 – 124 BPM.
Hier eröffnet sich ebenfalls ein breites Repertoire von Swing-Nummern wie Beyond The Sea oder On The Sunny Side Of The Street. Wenn man musikalisch etwas ausholt, findet man auch Nummern aus dem Pop/Folk Bereich wie How Sweet It Is von James Taylor oder Bubbly von Colbie Caillat aus den frühen 2000er Jahren die sich schön zum Tanzen eignen.
All diese Standardtänze alternieren wir in unserer Programmabfolge mit den Lateintänzen, um eine bunte Vielfalt verschiedenartiger Tanzmusik anbieten zu können.